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Material zu den Fragen des Philomaten



FrageZur Frage ›Weltwissen 5‹
ErläuterungLiebe, Geist und andere solche Sachen
Man kann die Problematik dieser Frage systemtheoretischer oder kulturgeschichtlicher bzw. literaturwissenschaftlicher Perspektive aufreißen.
Systemtheoretisch wird das gemacht von Niklas Luhmann in ›Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. Frankfurt/Main 2007‹.
Luhmanns Betrachtungen enden im 19. Jahrhundert. Das Update für die Gegenwart liefert – wirklich sehr, sehr gut – Peter Fuchs in ›Liebe, Sex und solche Sachen: Zur Konstruktion moderner Intimsysteme. Konstanz 1999‹.
In dasselbe Horn wie Luhmann und Fuchs stößt – jetzt aus literaturwissenschaftlicher Perspektive – Günter Saße in ›Die Ordnung der Gefühle. Das Drama der Liebesheirat im 18. Jahrhundert. Darmstadt 1996.‹ Das Buch hat eine etwa 50 Seiten lange Einleitung, deren Inhalt Luhmann untermauert. Dann schließen 10 Beispiele aus der Literatur des 18. Jahrhunderts an, die thematisch einzelne Aspekte als Verhältnisse untersuchen (zum Beispiel: das Verhältnis von Liebe und Geld, das Verhältnis von Liebe und Aufrichtigkeit, das Verhältnis von Liebe und Familie usf.)

Illustration der systemtheoretischen Behauptungen von Fuchs:
Es bietet sich ›Sex and the City‹ (Satc) an. Dafür ist es notwendig, das Buch von Fuchs mit Bleistift und Papier zu lesen, um die Bestandteile der modernen Liebessemantik möglichst vollständig aufschreiben zu können. Dem Buch von Fuchs fehlt leider eine solche Liste.
Mit dieser Liste in der Hand lohnt sich dann ein Blick auf die Staffeln von ›Satc‹, denn es ist erschreckend, wie genau Fuchs die Semantik beschreibt bzw. wie genau die beschriebene Semantik in der Wirklichkeit der Serie ›verwirklicht‹ ist.

Von der systemtheoretischen Perspektive verschieden ist die sprachanalytische. Diese wird nur angedeutet von Dennett, Daniel C. in ›Conciousness explained, Boston 1991‹. ›Liebe‹ und ›Geist‹ sind für ihn dort (Seite 24) ›Konzeptbegriffe‹, das meint Begriffe, deren Bedeutung wesentlich von dem bestimmt sind, was man über sie denkt. Weil sich das Denken im Laufe des Lebens ändert, kann sich auch die Bedeutung dieser Begriffe innerhalb eines Lebens wandeln.

Ein weiteres schönes Beispiel für das, was Dennett mit ›Konzeptbegriff‹, bringt Richard Double in ›The non-reality of free will‹ (1991). Er geht dabei der Frage nach, welche Intuitionen Menschen leiten, wenn man sie fragt, was sie unter einer ›Handlung aus freiem Willen‹ verstehen. Diese Intuitionen reichen, so Double, von maximalem rationalen Durchdenken (English Gentleman) bis hin zur völligen Abwesenheit von Rationalität und Denken (Blumenkind). (Vgl. auch das Material zu ›Freiheit 1‹.)

Von Konzeptbegriffen verschieden sind Begriffe, die man zu den ›natürlichen Arten‹ (›natural kinds‹) zählt. Wer das machen möchte, wendet sich bitte an: literaturanfrage (ät) philomat.de.
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Aktualisiert: 06/12/2008

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