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Material zu den Fragen des Philomaten



FrageZur Frage ›Freiheit 12‹
ErläuterungWozu braucht der Mensch Unfreiheit?
Meistens wird die Willensfreiheit dazu benutzt, den Menschen als besonderes Wesen auszuzeichnen. Man verweist beispielsweise auf sie, um zu erklären, warum ein allgütiger, allmächtiger und allwissender Gott Übel in der Welt zulassen muss. Ein Welt mit Freiheit und mit Übeln sei,. so heißt es in Leibnizscher Tradtion, einfach besser als eine Welt ohne Freiheit und ohne Übel.

Dass es mit der Wirklichkeit echter Willensfreiheit vermutlich nicht weit her ist, das lehrt die Neurophysiologie heutzutage auf breiter Front. Der Mensch sei – auch was sein Gehirn angeht – durch und durch ein physikalisches System (das zeigten im übrigen auch die Folgen von Hirnverletzungen), und in diesem System sei eben kein Platz für echte Willensfreiheit. Die Rolle der Neurophysiologie innerhalb der Diskussion ist die eines Kronzeugen, man könnte sogar sagen, fast alle Argumente sind regelrecht zerebral fixiert.
Ein interessantes neues Argument kommt nun aus der Biologie von Eckart Voland. (Quelle siehe unten.) Das Argument lautet knapp: Wenn in der Stammesgeschichte des Menschen – freilich genetisch induziert – die Ausbildung echter Willensfreiheit erfolgt wäre, dann hätten die betroffenen Individuen sich auch gegen ihre eigene biologische Grundausstattung verhalten können. Damit aber können sie nicht mehr zu unseren Vorfahren gehören, da ein ›Verstoß gegen die Gesetze der Evolution‹ mit dem Aussterben bestraft werden. (Freedom could not evolve, because if we assume that organisms which could make use of the freedom to not obey the biological imperative were created by a whim of nature, then natural selection would disfavor these genotypes to the degree that they were to make use of this freedom, and the endless game of evolution would proceed without them. 443)
Unfreiheit ist damit eine notwendige Bedingung dafür, dass wir überhaupt existieren. Und noch anders: Für unsere Existenz ist Unfreiheit unabdingbar. Dafür brauchen wir sie.
Das ist ein gutes, zumindest aber diskussionswürdiges Argument. Darüber hinaus enthält der Aufsatz Hinweise darauf, wie sich aus biologischer Sicht doch Gedanken eines echten freien Willens hat ausbreiten können.
Links
»Voland-Aufsatz in Evolutionary Psychology, Anerkennung des Naturalismus dann, wenn wir Menschen Leben schaffen können.
Sie sind hier:    Freiheit 12

Aktualisiert: 06/12/2008

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